Empfohlene Beiträge



Zum Abschnitt springen
Johann Sebastian Bach kam 1685 In Thüringen zur Welt. Dass er Musiker wurde, war kein Zufall. Denn die Bachs waren seinerzeit so etwas wie die Kardashians der Kirchenmusik: Über 150 Jahre lang brachte diese Familie einen Musiker nach dem anderen hervor. An diversen Kirchenorgeln (und anderen Instrumenten) in ganz Deutschland saßen damals also Männer, die "Bach" hießen und miteinander verwandt waren! Die meisten von ihnen hießen sogar mit erstem Vornamen "Johann".
Johann Sebastian war also in seiner Familie keine Ausnahmeerscheinung, als er verkündete, er wolle Musiker werden wie sein Papa und seine großen Brüder. Letztere waren auch seine ersten musikalischen Lehrmeister und zogen ihn groß, nachdem Sebastian mit nur 9 Jahren verwaiste.
Um als armes Waisenkind an der Schule bleiben zu dürfen, sang Sebastian in Klosterchören. Später schloss er als einziger unter seinen Geschwistern ein Studium ab und wurde zunächst Geiger, danach Organist. Am Bekanntesten wurde er als Thomaskantor und Musikdirektor in Leipzig. Interessant: Obwohl Bach immer sehr viel komponiert hatte, war er unter seinen Zeitgenossen als Komponist gar nicht so bekannt. Sehr gefragt war er aber als Lehrer. Über 81 Musikschüler lebten teilweise sogar bei ihm zu Hause. Bach war zweimal verheiratet, hatte 20 Kinder und starb 1750.
Mozart hörte eine Kantate von Bach bei seinem Besuch in der Thomaskirche - 40 Jahre nach Bachs Tod. Er war davon so bewegt, dass er gleich danach einige polyphone Werke komponierte. Stark von Bach beeinflusst war auch Beethoven: Er spielte oft und gern Stücke aus dem "Wohltemperierten Klavier" und beschäftigte sich ebenfalls mit Bachs Harmonielehre und Mehrstimmigkeit.
Aufgeführt wurde Bachs Musik nach seinem Tod trotzdem selten. Das lag an der damaligen Denkweise: Verstorbene Komponisten waren Vergangenheit, man konzentrierte sich auf neu Komponiertes in der Gegenwart. Das änderte sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts. 1829 hob Felix Mendelssohn-Bartholdy die "Matthäus-Passion" aus der Versenkung und führte sie neu auf. Danach begann eine Renaissance von Bachs Werk - und er selbst erhielt endlich den Stellenwert in der Musikgeschichte, der ihm gebührt.
Auch in familiärer Tradition hinterließ der deutsche Komponist sein musikalisches Vermächtnis: Von seinen 20 Kindern wurden 4 Söhne ebenfalls Komponisten! Am bekanntesten unter ihnen war Carl Philipp Emanuel Bach.
J.S. Bach war nicht nur der wichtigste Barockkomponist neben Händel und Vivaldi, sondern ist vermutlich jener Musik-Vorreiter, der heute noch am meisten Einfluss auf die Musikwelt hat. Dies auch, weil Bach ein begnadeter Musiktheoretiker und Lehrer war, der sein Wissen weitergeben wollte.
Er beherrschte die polyphone (mehrstimmige) Komposition wie kein anderer Zeitgenosse. Besonders gut kannte er sich mit dem Kontrapunkt aus: Dass man in einer Komposition zwei oder mehrere Stimmen so komponiert, dass jede für sich UND auch beide/alle Stimmen zusammen schön klingen.
Klavierspielen zu Bachs Zeit unterschied sich erheblich von unserem Verständnis von Klavierspiel. Und Bach hat ganz entscheidend dazu beigetragen, dass wir heute so Klavier spielen, wie wir es tun!
Ich spiele die Noten, wie sie geschrieben sind, aber es ist Gott, der die Musik macht." J.S. Bach
Eines der bekanntesten Werke der Musikgeschichte ist Bachs Jugendwerk Toccata und Fuge in d-Moll BWV 565. Das Werk beginnt mit einer Art Ausruf beider Hände. Danach beginnen virtuose Arpeggios mit Septakkorden über dem Orgelpunkt des Grundtons, die zeigen, wie meisterhaft Bach kontrapunktisch komponieren kann. In zahlreichen Filmen, Videospielen und sogar auf Metalkonzerten war dieses Werk von Bach schon zu hören.
Die Air von Bach, die im Original "Air aus der Orchester-Suite Nr. 3 in D-Dur" heißt, wurde vom deutschen Geigenlehrer August Wilhelmj 1871 von D-Dur nach C-Dur transponiert. Damit wollte er es seinen Schülern ermöglichen, sie ganz auf einer Geigensaite zu spielen - und so entstand der Spitzname "Air auf der G-Saite". Das Stück wurde ebenso populär wie der Spitzname - egal, auf welchem Instrument dieses Stück gespielt wird.
Die "Air" schaffte es sogar in die Charts:
Dieser Choral, den Bach 1723 komponierte, stammt aus seiner Advent-Kantate "Herz und Mund und Tat und Leben". Dieses Stück wurde unter "Jesu, Joy of Men's Desiring" in der englischsprachigen Welt sehr populär und häufig z.B. für Hochzeiten eingesetzt. Dann erst wurde es auch in Deutschland wiederentdeckt. Auf OKTAV gibt es 6 verschiedene Fassungen - in einer mittelschweren Version für Klavier von Brian Crain ist es besonders charmant arrangiert.
Die liebliche Arie "Schafe können sicher weiden" ist Teil des ältesten überlieferten nicht-geistlichen Werks von J.S. Bach. Er schrieb die sogenannte "Jagdkantate" als festliche Tafelmusik zum Geburtstag des Fürsten Christian von Sachsen-Weißenfels. Wie schon das vorangegangene Stück ist auch dieses sehr beliebt im angloamerikanischen Raum ("Sheep May Safely Graze") und wird gern zu Hochzeiten gewählt.
Das Präludium in C-Dur ist das erste und zugleich das bekannteste Stück aus dem "Wohltemperierten Klavier". Es ist einfach zu spielen, ideal für Anfänger und besteht fast nur aus Arpeggien im 4/4-Takt. Zahlreiche Komponisten wurden davon inspiriert - unter anderem Charles Gounod zu seiner Version des Ave Maria.
Einigen Generationen in Österreich bekannt als "Betthupferl"- Melodie, ist die Musette in D-Dur ein gefälliges, einfaches Klavierstück aus dem Notenbüchlein für Bachs Frau Anna Magdalena. Perfekt als erstes Bach-Stück in deinem Repertoire!
Glenn Gould brach mit seinen Einspielungen von Bachs Goldberg-Variationen 1956 sämtliche Schallplatten-Rekorde für klassische Musik. Das Album verkaufte sich mehrere Millionen Mal und brachte diesem Werk, das vorher als schwierige Nischenkomposition galt, die verdiente Aufmerksamkeit.
Das Bourée in e-Moll von Bach inspirierte Paul McCartney zu seinem Hit "Blackbird". Robert Schumann verwendet die ersten 14 Takte in seinem Op. 60, "6 Fugen über B-A-C-H". Jethro Tull haben die ersten 8 Takte in ihrem Song "Bourée" verwendet. Gitarrenvirtuosen wie Jimi Page und Yngwie Malmsteen haben dieses Stück in ihre Soli inkorporiert.
Im Original für Laute komponiert, lässt sich das Stück aber auch sehr gut aufs Klavier übersetzen. Bach hat es nicht in der damals üblichen Lauten-Tabulatur notiert, und in einer für Laute nicht gerade einfachen Tonart - vielleicht wollte er offen lassen, mit welchem Instrument es gespielt wird. Ein Bourée ist übrigens ein geradtaktiger französischer Tanz.
Das Adagio aus dem Konzert in d-Moll ist nicht nur wunderschön, es hat auch eine etwas verwirrende Geschichte. Denn Bach bearbeitete in diesem Werk ein Oboenkonzert von Marcello für Cembalo, das er für eine Komposition Vivaldis hielt. Wie dem auch sei, in Bachs Cembalo-Fassung ist dieses Konzert bis heute populär, und die Perle des Stücks ist das Adagio, der mittlere der drei Sätze.
Bekannt aus dem Film "Call Me By Your Name", in dem Timothèe Chalamet Zion hört die Wächter singen auf dem Flügel anstimmt. Das Stück ist in Es-Dur und der vierte Teil der Kantate "Wachet auf, ruft uns die Stimme".
Hat dir dieser Artikel gefallen, und liest du gern Interessantes über Musikstücke und Komponisten? Dann gefällt dir vielleicht auch unsere "Erklär mir"-Reihe: