Für Elise - Beethovens bekanntestes Stück

von Elke Galvin Oktober 06, 2023 • 4 Min. Lesezeit
Für Elise von Ludwig van Beethoven hat jeder schon einmal gehört. Wer Klavier spielt, hat es sicher gelernt. Nur wenige Kompositionen werden schon nach wenigen Tönen so treffsicher erkannt. Doch was steckt hinter diesem ikonischen Stück, das sowohl Anfänger als auch erfahrene Pianisten bezaubert?
Wer war die mysteriöse Elise, die Ludwig van Beethoven 1810 im a-Moll Stück verewigt hat? Wie konnte es sein, dass dieses Meisterwerk erst vor gut 100 Jahren populär geworden ist? Diese und weitere Fragen ranken sich um "Für Elise" - ein Stück, das als Glanzpunkt der klassischen Musik gilt.
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War "Für Elise" eigentlich "Für Therese"?

Wer war sie, die geheimnisvolle Frau, für die Beethoven diese Melodie schrieb? Die Identität von Elise ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Einige Musikwissenschaftler glauben, dass es sich um Therese Malfatti, eine Studentin und gute Freundin Beethovens, handelt. Durch einen Schreib- oder Leseirrtum soll "Therese" dann zu "Elise" geworden sein. Andere Theorien besagen, dass „Elise“ eine symbolische Figur oder ein Pseudonym für eine andere Person in Beethovens Leben sein könnte.

Eine Elise soll es in Beethovens Leben jedoch tatsächlich gegeben haben: Beethoven war eng mit einer Elise Röckel befreundet. Und das just zu dem Zeitpunkt, als das Stück entstand.


Das Skizzenblatt von "Für Elise" als einziges Zeugnis

Das einzig verbliebene Zeugnis der Komposition von Für Elise, WoO 59, ist Beethovens Skizzenblatt, das zusätzlich auch Skizzen zur Schauspielmusik Egmont, op. 84, und zum Marsch, WoO 19, enthält. Ein Beethovenforscher namens Ludwig Nohl veröffentlichte das Stück schließlich 1867.

Bekannt ist, dass Beethoven "Für Elise" wohl 1810 komponiert und 1822 noch einmal überarbeitet hat. Daraus lässt sich schließen, dass dieses Stück Beethoven über eine lange Periode nicht ganz losgelassen - oder er es wieder entdeckt - hat.

Skizzenblatt von Für Elise

Struktureller Überblick über Für Elise

„Für Elise“ ist nicht nur ein Meisterwerk aufgrund seiner harmonischen Melodieführung, sondern auch wegen seiner strukturellen Raffinesse. Das Stück besteht aus drei Teilen:

  • A-Teil: Der ikonische Beginn mit E-Dis-E-Dis-E. Im A-Teil betont Beethoven die klare, fließende Melodie, eingebettet in eine Akkordbegleitung.
  • B-Teil: Dieser kontrastreiche Abschnitt führt in Mollakkorde ein und bietet einen emotionalen Gegenpol zum heiteren A-Teil.
  • C-Teil: Die Überraschung des Stückes. Hier experimentiert Beethoven mit kontrastierenden Akkordfolgen und Rhythmen. Er gibt dem Stück Tiefe und Komplexität.

Musiktheoretische Betrachtung

In der musiktheoretischen Analyse und Auseinandersetzung mit dem Stück offenbart Beethoven eine Welt der Emotionen, die in einer scheinbar simplen Melodie verpackt ist und sowohl Anfänger als auch erfahrene Musiker herausfordert und inspiriert.

  • Tonart: „Für Elise“ ist in a-Moll geschrieben - eine Tonart, die oft mit Emotion und Leidenschaft assoziiert wird.
  • Rhythmus: Das Stück zeichnet sich durch einen fließenden, leicht tänzerischen Rhythmus aus, der das Ohr des Zuhörers gefangen nimmt und durch die Melodie führt.
  • Melodieführung: Die wiedererkennbare Melodie im A-Teil zeichnet sich durch ihre klaren, einfachen Linien und Wiederholungen aus, was sie leicht zugänglich und dennoch genial einfallsreich macht. Dieses Schema wird bis heute in der modernen Popmusik erfolgreich eingesetzt, etwa beim Erschaffen von "Hook-Lines".

Wer war Ludwig van Beethoven?

Ludwig van Beethoven, geboren 1770 in Bonn, war eine zentrale Figur der Wiener Klassik und prägte den Übergang zur Romantik entscheidend. Sein musikalisches Genie kann kaum hoch genug geschätzt werden, hat er doch die damaligen Grenzen der Musik stark erweitert - sowohl im harmonisch-tonalen Bereich als im strukturellen. Dies diente späteren Komponisten der romantischen Periode als Blaupause.

Mit zunehmendem Alter war Ludwig van Beethoven von Krankheiten geplagt. Eine fortschreitende Taubheit führte in seiner letzten Schaffensperiode zu Kompositionen von großer Lautstärke und Tiefe. Er starb mit 57 Jahren, geplagt von Bleivergiftung und Leberzirrhose.

„Für Elise“ ist ein Beispiel für Beethovens Genie in der Mitte seiner Schaffensperiode. Das Stück unterstreicht seine Fähigkeit, einfache Melodien mit tiefer emotionaler und struktureller Komplexität zu verbinden.

Beethovens Musik wurde und wird weltweit gespielt, und „Für Elise“ steht beispielhaft für seine universal verständliche Sprache, die Menschen aller Altersgruppen und Kulturen erreicht.


Für Elise Noten in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden

Gerade für Anfänger*innen ist das Stück nicht ohne Anstrengung erlernbar. Während der eingängige "Teil A" auch früh in der Klavierkarriere bewältigt werden kann, stellen die Teile B und C auch erfahrene Pianist*innen vor Herausforderungen.

Die Noten für Klavier in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen:

Natürlich kannst du Für Elise auch in einem Videotutorial unter Anleitung erlernen:


Beethovens unsterbliche Melodie mit Geheimnissen

„Für Elise“ bleibt aufgrund seiner unsterblichen Melodie, der Spekulation darüber, wer "Elise" war, und wegen seiner beeindruckenden Struktur im kollektiven Gedächtnis. Das Stück wird vermutlich noch künftige Generationen bezaubern und weiterhin Fragen nach seiner Herkunft und Beethovens geheimnisvoller Muse aufwerfen.



AUTORIN
Elke Galvin
Elke Galvin ist britisch-österreichische Sängerin und Multiinstrumentalistin. Sie arbeitet seit über 25 Jahren sowohl als Musikerin als auch als Journalistin. Sie ist nicht nur Songwriterin, sondern liebt es auch, über Musik zu schreiben! Ihre Leidenschaft ist es, Musiktheorie leicht verständlich zu machen, über Musikstile zu schreiben, über Musik und das Gehirn, und darüber, wie man Spaß am Lernen und Spielen von Musik hat.

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