Notenschlüssel verstehen: alle Grundlagen für Anfänger

von Elke Galvin Mai 04, 2023 • 6 Min. Lesezeit
Lerne die wichtigsten Notenschlüssel kennen und wende sie richtig an.
Die drei meistbenützten Notenschlüssel
In der Musik werden für verschiedene Instrumente unterschiedliche Schlüssel verwendet, wobei der Violinschlüssel der beliebteste ist. Um Noten richtig zu lesen ist es wichtig, die Bedeutung der kleinen Symbole am Anfang jeder Zeile zu verstehen. Hier findest du einen Überblick über die gebräuchlichsten Schlüssel. Du erhältst Tipps, wie sie leicht zu lesen sind, und du erfährst, warum sie sehr praktisch sind. Außerdem warten einige historische und wissenswerte Fakten zur Entwicklung der Notenschlüssel auf dich. Und wir beantworten die am häufigsten gestellten Fragen zum Thema.
✨ Hol dir Spielfreude für Klavier!
Abonniere “All Things Piano” von OKTAV.
Du erhältst ein faszinierendes Akkorde-Poster und exklusiven Content.

Die gebräuchlichsten Notenschlüssel

Die heute gebräuchlichsten Notenschlüssel sind der G-Schlüssel (Violinschlüssel), der F-Schlüssel (Bassschlüssel) und der C-Schlüssel (Altschlüssel, Viola- oder Bratschenschlüssel).

Der G-Schlüssel (Violinschlüssel)

Der G-Schlüssel wird auch als Violinschlüssel bezeichnet. Er markiert die zweite Zeile von unten als den Ort, an dem das G per Definition sitzt. Die Komponisten des Mittelalters schrieben den Buchstaben G einfach auf und zentrierten ihn an der entsprechenden Linie. Im Laufe der Zeit entwickelte sich daraus das komplizierte, berühmte Violinschlüssel-Symbol, das zu Schmuck und Tattoos verarbeitet wird und mittlerweile zu einem Emoji für "Musik" geworden ist.

Der G-Schlüssel wird verwendet, um Musik für Instrumente oder Stimmen vom mittleren C aufwärts zu notieren. Er ist sehr beliebt, da er unter anderem Instrumente wie das Klavier (rechte Hand), die Violine, die Flöte und hohe Chorstimmen abdeckt.

Der Violinschlüssel

Der F-Schlüssel (Bassschlüssel)

Der F-Schlüssel wird auch Bassschlüssel genannt. Er markiert die zweite Linie von oben als die Stelle, an der das F sitzt. Ursprünglich wurde der Buchstabe "F" verwendet, aber mit der Zeit entwickelte er sich zu dem heutigen, um die F-Linie gewundenen Symbol. Er wird in der Regel von zwei Punkten oberhalb und unterhalb der Linie begleitet, um ihn stärker hervorzuheben.

Der F-Schlüssel wird verwendet, um Musik für Instrumente oder Stimmen unterhalb des mittleren C zu notieren. Dazu gehören das Klavier (linke Hand), der Kontrabass, die Bassstimme (vokal) und die Tuba.

Der Bassschlüssel

Der C-Schlüssel (Altschlüssel, Bratschenschlüssel, Viola-Schlüssel...)

Der C-Schlüssel wird am häufigsten für Orchesterinstrumente wie Bratsche, Cello oder Fagott oder für ältere Gesangsstile verwendet. Wie die anderen Schlüssel entstand er aus dem Buchstaben "C" und hat sich inzwischen zu einem etwas komplizierten Symbol entwickelt, bestehend aus zwei senkrechen Strichen - einem dicken und einem schmalen -, sowie einer Klammer in Form von zwei übereinander gestapelten "C", die an der dadurch markierten Linie verbunden sind. Im Unterschied zu den beiden bereits erwähnten Notenschlüsseln war die Klammer zwischen den beiden gestapelten "C" beweglich, um mehrere Unterschlüssel zu bilden. Dies diente dem Zweck, die einzelnen Stimmlagen der Chormusik optimal zu bedienen:

  • Beim Sopranschlüssel befand sich die Klammer auf der untersten Zeile, so dass die Notation perfekt für die hohe menschliche Stimme ab dem mittleren C geeignet war, ohne dass auf Hilfslinien zurückgegriffen werden musste. Er ist heute nicht mehr in Gebrauch.
  • Der Mezzosopranschlüssel sprang eine Zeile höher, so dass das C von der untersten Zeile auf die zweite Zeile von unten verschoben wurde, um dieser etwas tieferen Frauenstimme Rechnung zu tragen. Auch dieser Schlüssel ist nicht mehr in Gebrauch.
  • Der Altschlüssel setzt die Klammer genau auf die mittlere Linie des Notensystems. Er wird immer noch als "Bratschenschlüssel" oder "Viola-Schlüssel" für Instrumente der mittleren Lage verwendet.
  • Der Tenorschlüssel klettert noch eine Zeile höher. Er wurde für die hohe Männerstimme verwendet und wird auch heute noch für Instrumente wie das Cello, das Fagott oder die Posaune genutzt.
Der C-Schlüssel

Tipps für das schnelle Erlernen von Notenschlüsseln

  1. Trainiere dein Gehirn kontinuierlich, um dir das mühelose Lesen des neuen Schlüssels zur Gewohnheit zu machen. Nimm dir jeden Tag etwas Zeit, um einfach nur die Noten im neuen Schlüssel zu lesen. Mache dir vorerst keine Gedanken über das Spielen, sondern lies einfach laut die Noten, als ob du ein Buch lesen würdest. Beim Üben überträgst du das Gelernte dann auf dein Instrument.
  2. Lerne und visualisiere, welche Noten im jeweiligen Schlüssel auf den Linien und welche zwischen den Linien ihren Platz haben.
  3. Diese Eselsbrücken können beim Auswendiglernen helfen. Entweder denkst du dir deine eigenen aus oder verwendest diese Beispiele:
    1. Für den Violinschlüssel: Merke dir die Noten auf den Linien mit "Es Geht Hurtig Durch Fleiß". Die Noten zwischen den Linien merkst du dir mit dem englischen Wort für Gesicht: "FACE" oder mit dem Spruch "Fritz Aß Citronen-Eis"
    2. Für den Bassschlüssel: Merke dir die Noten auf den Linien mit "Gustav Hat Den Frack An" und die Noten zwischen den Linien mit "Alle Cowboys Essen Gras".
    3. Für den Altschlüssel: Merke dir die Noten auf den Linien mit "Fritz Aß Citronen-Eis Gern", und die Noten zwischen den Linien mit "Gehe Hurtig Durch Fleiß".

Eine kurze Geschichte der Notenschlüssel

Singende Mönche schrieben rund um das 9. Jahrhundert die ersten Punkte (später Quadrate) auf Linien, um ihren Mitsängern ungefähr eine Richtung und Tonhöhe für den angestrebten einstimmigen Gesang vorzugeben. Das Schöne daran war, dass man mit dem Singen in der Tonhöhe beginnen konnte, die einem am besten passte. Solange die Intervalle einigermaßen stimmten, interessierte es niemanden, auf welchem Ton genau man begann.

Um das 12. Jahrhundert herum wollten die Mönche ihrer Chormusik allerdings mehr Stimmen hinzuzufügen. Sie erfanden die Mehrstimmigkeit. Plötzlich genügte es nicht mehr, irgendwie zu wissen, ob man gemeinsam höher oder tiefer singen musste. Wenn man mehrere Instrumente oder Sänger hatte, die ihren eigenen Melodieverläufen folgten, und man wollte, dass das Ergebnis gut klang, musste man dafür sorgen, dass jeder Musiker genau wusste, welchen Ton er spielen sollte.

Die Komponisten des späten Mittelalters und des Frühbarocks fanden eine Lösung, die wir heute noch verwenden: Sie legten einen Punkt auf den Notenlinien fest, der eine Note eindeutig im Notensystem markierte. So konnten alle anderen Noten mit etwas Übung abgeleitet werden. Und nicht nur das: Sie fanden heraus, dass es praktisch war, für verschiedene Instrumente unterschiedliche Ausgangspunkte auf den Notenlinien festzulegen. So konnte deren Tonumfang abgebildet werden, ohne eine Unmenge von Hilfslinien zu benötigen.

Und voilà, damit waren die Notenschlüssel erfunden und ermöglichten es, exakte und komplexe Kompositionen für jedes Instrument, ob hoch oder tief, auf fünf Notenlinien unterzubringen.

Der Violinschlüssel, von verschiedenen Komponisten gezeichnet

6 Fakten zu Notenschlüsseln

Von "Nützlich" bis "Gut zu wissen"

  • Notenschlüssel befinden sich in der Regel am Anfang jeder Notenzeile und bleiben für jede Stimme während des gesamten Arrangements oder der Partitur gleich. Selten ändern sie sich in der Mitte des Stücks, um anzuzeigen, dass eine andere Stimme oder ein anderes Instrument den Part übernimmt.
  • Der G- und der F-Schlüssel bilden zusammen ein so genanntes "Klaviersystem", das sich um das mittlere C dreht.
  • Fast alle Notenschlüssel markieren eine Linie und nicht einen Zwischenraum zwischen den Linien. Es ist nicht bekannt, warum dies so ist.
  • Obwohl sie heute wie abstrakte Symbole aussehen, waren die Schlüssel ursprünglich Buchstaben und wurden erst im Laufe der Zeit immer abstrakter.
  • Der F-Schlüssel ist am einfachsten zu zeichnen, der C-Schlüssel erfordert ein wenig mehr Übung. Der G-Schlüssel ist der schönste und macht am meisten Spaß, wenn man den Dreh erst einmal raus hat.
  • Jeder Komponist hat seine eigene, gut erkennbare Art, Notenschlüssel zu zeichnen - manche haben eine sehr schlampige Handschrift, andere führen ihn wunderbar schwungvoll aus.

AUTORIN
Elke Galvin
Elke Galvin ist britisch-österreichische Sängerin und Multiinstrumentalistin. Sie arbeitet seit über 25 Jahren sowohl als Musikerin als auch als Journalistin. Sie ist nicht nur Songwriterin, sondern liebt es auch, über Musik zu schreiben! Ihre Leidenschaft ist es, Musiktheorie leicht verständlich zu machen, über Musikstile zu schreiben, über Musik und das Gehirn, und darüber, wie man Spaß am Lernen und Spielen von Musik hat.

Häufige Fragen

  • Was ist der beliebteste Notenschlüssel?
    mehr anzeigen
    Der beliebteste Notenschlüssel ist zweifellos der Violinschlüssel. Er wird zum Komponieren für viele hohe Instrumente (einschließlich Geige, Gitarre, Flöten, und viele weitere) verwendet. Alle Kinderliederbücher verwenden ihn zur Darstellung der Melodien zum Mitsingen. Drei Viertel der heute gebräuchlichen Chorliteratur ist im Violinschlüssel zu lesen (nur die Bassstimme verwendet den Bassschlüssel). Einsteiger-Übungen für viele Instrumente sind im Violinschlüssel notiert, und das Klaviersystem besteht (ab dem mittleren C in der rechten Hand) in Kombination mit dem Bassschlüssel auch zur Hälfte aus dem Violinschlüssel.
  • Welches ist der schwierigste/leichteste Notenschlüssel?
    mehr anzeigen
    Einen Notenschlüssel von Grund auf zu lernen, erfordert immer den gleichen Aufwand, egal um welchen es sich handelt. Der Violinschlüssel wird jedoch am häufigsten verwendet, so dass die meisten Menschen, die Noten lesen können, mehr Übung im Lesen dieses Schlüssels haben. Wenn sie den F-Schlüssel zusätzlich lernen, lernen sie ihn in der Regel im Zusammenhang mit dem bereits bekannten Violinschlüssel (und transponieren die Noten im Kopf um eine Terz nach oben). Deshalb erscheint der F-Schlüssel oft schwieriger zu lernen. Bei den Varianten des C-Schlüssels besteht die zusätzliche Herausforderung darin, dass er in der Tonhöhe dem G-Schlüssel ein wenig ähnelt, aber nicht ganz mit ihm identisch ist. Das kann das Auge anfangs täuschen.
  • Kann ich einfach ohne Notenschlüssel Noten lesen?
    mehr anzeigen
    Ganz klar nein. Du kannst nicht wissen, welche Noten du lesen und spielen sollst, wenn du keinen Schlüssel zum Definieren deines Bezugssystems für Tonhöhen auf den Notenlinien hast.
  • Wie sind der Violin- und der Bassschlüssel miteinander verbunden?
    mehr anzeigen
    Der Violinschlüssel und der Bassschlüssel sind über das mittlere C verbunden. Alle höheren Töne werden mit dem Violinschlüssel dargestellt, und alle tieferen mit dem Bassschlüssel. Die beiden verbundenen Notensysteme werden mit einer geschwungenen Klammer als "Klaviersystem" dargestellt. Durch dieses ist es möglich, den breiten Tonumfang von z.B. Klavier und Harfe vollständig abzubilden.
  • Wie viele Notenschlüssel gibt es in der Musik?
    mehr anzeigen
    Um diese Frage zu beantworten empfiehlt es sich, sie auf einen bestimmten historischen Zeitraum einzugrenzen. Eine Vielzahl an Notenschlüsseln wurde entwickelt und verschwand wieder in der Versenkung - die Mehrzahl der jemals erfundenen Notenschlüssel wird nicht mehr verwendet! Nach wie vor gebräuchlich sind der Violinschlüssel (G-Schlüssel), der Bassschlüssel (F-Schlüssel) und der C-Schlüssel (Alt-, Bratschen- oder Violaschlüssel und Tenorschlüssel).

Empfohlene Beiträge